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Das Katastrophenhochwasser, dass über Westdeutschland und unsere Nachbarn kam

     
     

(noch in Bearbeitung)

     
             
      14. Juli 2021      
             
      Schon am Vormittag regnete es so stark, dass man innerhalb weniger Minuten im Freien klatschnass war.
Das einzig friedliche und deshalb erfreuliche Bild von diesem Tag, ist dieses


So wie diese, wurden alle Aufnahmen vom 14. Juli im strömenden Regen mit einer Kamerahaube, bzw. einem Handy im Zip-Beutel gemacht

Gerade war ich von einem Termin nach Hause gekommen, bei dem ich mit Achim Herrmann, dem Betreiber des Restaurants in der Burg Rittersdorf, über neue Fotos für seine Webseite gesprochen hatte. Keine fünf Minuten Fußweg hatten gereicht und mir tropfte das Wasser aus den Hosenbeinen.
Da war es kurz nach halb zwölf und es ahnte noch niemand, was im Laufe des Tages auf uns zu kommen würde.


Ich mache es nicht extra spannend - das hier ist keine Geschichte. Ich gebe der Reihe nach wieder was passiert ist und was ich gesehen und fotografiert habe.


Von unserem Balkon aus habe ich einen tollen Blick auf das Nimstal, eine wunderschöne Aussicht - eigentlich. Geradezu kann man zwischen den Bäumen das Wasser sehen.
An der Stelle ist die Nims etwa drei, vier Meter breit und ein ganz normaler, schmaler Fluss. Bis zur Oberkante des Flussbettes sind es da um die 30 Zentimeter.


Aufnahme aus dem Januar 2021, zwischen den Bäumen in der Bildmitte liegt das Flussbett. Links schimmert das Wasser ein wenig durch die Bäume.

Gegen zwölf Uhr sah ich dann, dass der Abstand zwischen der Nims und der Uferkante verschwunden war.
Etwa eine halbe Stunde später stand das Wasser dann schon ein paar Meter auf der Wiese.
Nachdem ich vor ein paar Wochen mit der früheren Besitzerin der letzten Bäckerei in Rittersdorf, über Hochwasser gesprochen hatte, sah ich noch keinen Grund zur Besorgnis.
Immerhin sind die Wiesen im Tal offiziell als Überschwemmungsgebiet eingestuft und es gilt dort überall Bauverbot.

Bei den starken Regenfällen in diesem Jahr, ging der Pegel der Nims immer wieder rauf und runter, was man am Wehr neben der Burg sehr gut erkennen kann.
Trotzdem machte ich ein erstes Foto.
Schließlich wohne ich erst knapp vier Monate in Rittersdorf und kenne Hochwasser nur aus den Erzählungen von Verwandten an Saar und Mosel, bzw. aus den Nachrichten.

Nachdem ich meine Agenda für den Tag erledigt hatte, schaute ich erneut vom Balkon.
Die Nims war noch ein gutes Stück weiter auf die Wiesen gekommen, die sich am nördlichen Ortsende auf beiden Uferseiten recht weit strecken, bevor das Gelände ansteigt.
Die ersten Häuser im Ortskern, liegen rechts der Nims etwa einen halben bis einen Meter über dem Wasser. Zum südlichen Ortsausgang hin steigt das Gelände wieder deutlich an.
Aber auch hier gibt es in der Nimsstraße Häuser, die nicht all zu viel oberhalb der Nims liegen, jedoch ebenfalls mit lang gestreckten Grundstücken.

Bei den "normalen" Hochwassern konnte sich die Nims also fast immer gefahrlos breit machen, ohne gleich in die Gebäude einzudringen.
Beim Tauwetter im Frühjahr, kam es immer wieder vor, dass die Wiesen ganz unter Wasser standen und auch Keller betroffen waren oder das Wasser etwas in die Häuser vorrückte.

Ohne etwas böses zu ahnen, schnappte ich mir eine Kamera und zog los, um meiner Frau nach Feierabend zu zeigen, was sich am Tag abgespielt hatte. So lange musste ich dann nicht mehr warten.
Es sprach sich schnell herum, als wenig später die ersten Straßen gesperrt wurden.

Zuerst machte ich ein paar Aufnahmen vom Gehweg unterhalb der Anhöhe auf der wir wohnen.


14. Juli 2021 gegen 15:55 Uhr, die Nims ist jetzt etwa fünf mal so breit wie normal

Als Nächstes wollte ich mir die Unterführung eines Wanderwegs anschauen, der ganz in der Nähe die Landstraße L5 kreuzt.
Auf dem Weg dahin hörte ich ein gewaltiges Rauschen, das von vorne kam - die Nims lag links neben mir.

Die Felder über und an den Hängen beiderseits des Nimstal, haben Entwässerungsgräben um überschüssiges Wasser kontrolliert in die Nims zu leiten.
Auf unserer Talseite weiß ich von wenigstens vieren - den hier hatte ich bisher nie bemerkt. Jetzt war er nicht mehr zu überhören.

Mit unglaublicher Wucht schoss das Wasser hier in die Nims, wo sonst kein Tropfen zu sehen ist.


14. Juli 2021 gegen 16:00 Uhr, Entwässerungsgraben zur Nims

Allein die Lautstärke war unglaublich, etwa so wie an einem kleinen Wasserfall.

Man stelle sich vor, dass es auf dem langen Weg nach Rittersdorf überall solche Entwässerungsgräben gibt, die bei starkem Regen die Nims speisen.
Hinzu kommen die Zuflüsse anderer kleinerer Wasserläufe. Und es hatte schon einige Tage zuvor ständig geregnet.
Da sammeln sich Wassermassen, die man sich kaum vorstellen kann, auch weil man davon nichts bemerkt. Und es regnete unvermindert weiter.

Hier der gleiche Graben fünf Tage später, am Montag danach:


19. Juli 2021, es steht nur noch eine harmlose Pfütze im Entwässerungsgraben, es fließt kein Wasser mehr nach. Hier herrscht wieder Stille

Etwa zweihundert Meter hinter dem Entwässerungsgräben, liegt auf dem Weg die Unterführung. Die war schon lange nicht mehr passierbar. Hier traf die Nims auf eine Engstelle.
Das Wasser stieg rasch an und die Fließgeschwindigkeit nahm zu, um danach förmlich auf die Wiesen hinter der Brücke zu explodieren.


14. Juli 2021 gegen 16:00 Uhr, überflutete Unterführung unter der L5

Der Baum, der hinter dem Geländer in der Nims steht, stand vorher am Ufer, jetzt liegt er in der Nims. Der Wasserdruck hat seinen Wurzelteller aus dem Grund gespült und ihn gefällt.
An dieser Stelle fließt der Fluss sonst nur träge. Ist es länger trocken, scheint es hier fast, als stünde das Wasser wie in einem Teich.

Rechts vom Geländer verläuft der Gehweg, der hier bereits über einen halben Meter tief unter Wasser liegt. Drei Stunden später war das Geländer längst nicht mehr zu sehen.
Wie wir inzwischen wissen, stand auch die L5, die oben über die Brücke führt, unter Wasser. Die Brücke ist wegen ihrer Höhe hier im Bild nicht einmal zu sehen!

Gegen 16:00 Uhr reichte das Wasser unter der Brücke schon bis weit auf den Wanderweg, der auf beiden Seiten deutlich ansteigt, siehe unten.
Der Versuch später noch einmal bis hierher zu kommen, wo ich diese Aufnahme gemacht hatte, wäre tödlicher Leichtsinn gewesen.
Der rasende Strom hätte einen lange vorher von den Beinen gerissen.

Unter Wasser lage
n Zäune, Zaunpfähle und andere Hindernisse, an denen man hätte hängen bleiben können.
Ebenso gut hätte es einen auch gegen einen Baum schleudern können, wäre man nicht vorher im Wasser von einem mitgerissenen Gegenstand erschlagen worden.

Ähnlich wie bei einem Wirbelsturm, riss das Wasser schon zu diesem Zeitpunkt große Klamotten wie z.B. Paletten oder riesige Heuballen mit, als wären sie Taschentücher bzw. Eiswürfel.
Die abgerissenen Bäume wurden vom Wasser beschleunigt wie Geschosse.
Es ist unvorstellbar, welche Gewalt dieser sonst so harmlose schmale Fluss entfesselte, wenn man es nicht selbst gesehen hat.


Dieses Bild zeigt deutlich, wie hoch sich das Wasser an dieser Stelle staute und wie es das neue Ufer förmlich rasierte.



19. Juli 2021, die Birken am Ufer zeigen deutliche Spuren von den Trümmern, die ihnen im Vorbeischwimmen die Rinde abgerissen haben. Am Boden ist die Schneise vom Wasserdruck noch gut zu erkennen

Alle in dieser Kurve stehenden Bäume, haben auf der gleichen Höhe Marken bekommen, an denen noch in Jahren die Höhe des Wasserstands erkennbar sein wird.

Zurück zum 14. Juli

Hier scheint alles noch friedlich zu sein.


14. Juli 2021 gegen 16:05 Uhr, Gischt zeugt von der Fließgeschwindigkeit der Nims

Doch das täuscht. Die weißen Gischtkronen auf der braunen Brühe sprechen eine deutliche Sprache. Das Wasser hatte schon jetzt eine gewaltige Strömung und auch der Eindruck täuschte, dass die Nims nur ein wenig über die Ufer getreten sei.

Tatsächlich reichte das Wasser schon weiter als man sehen konnte. Auf den Wiesen hatte es den Grund aufgeweicht, war aber zwischen den Halmen kaum zu sehen, weil diese in Bögen über dem Boden lagen.


14. Juli 2021 gegen 16:05 Uhr, beinahe unsichtbar stieg das Wasser über die Uferwiesen. Von weitem war nicht zu erkennen, dass noch einige Meter mehr unter Wasser standen, als man zu sehen meinte

Beim Laufen sank ich mit den Füßen überraschend tief in das Grün ein. Der Boden war auf der ganzen Fläche zu einem zähen Brei geworden.
Ohne die Pflanzen hätte ich dort nicht mehr gehen können, ohne wenigstens bis zu den Knöcheln zu versinken.


Ganz anders als bei Hochwassern sonst, gab es hier keine Flutwelle die mit einer Front die durch die Ortschaften lief und dann wieder abebbte.

Bei diesem Hochwasser war es anders, ganz anders. Und das war das Heimtückische.
Das Wasser stieg über mehr als zwölf Stunden stetig weiter an, während es immer weiter regnete, ohne Aussicht auf ein Ende. Und die Strömung nahm ebenfalls immer weiter zu.

Hier stand der Pavillon auf den Burgwiesen gerade so mit den Füßen im Wasser. Das sollte nicht lange so bleiben


14. Juli 2021 gegen 16:15 Uhr, in der Nähe der Burg reicht das Wasser bis an den Pavillon

etwa viereinhalb Stunden später hat sich das harmlose Hochwasser in einen reißenden Fluss verwandelt:


14. Juli 2021 gegen 20:50 Uhr, Aufnahme vom Handy. Das Wasser ist um rund 1,70m gestiegen. Die Wellen hat nicht der Wind verursacht - es war fast windstill. Was man hier sieht, ist die Geschwindigkeit der Nims!

Rechnet man die Distanz bis auf die normale Höhe zusammen, also das sanfte Gefälle der Wiese dazu, hat die Nims hier bereits 2,20 bis 2,40m Hochwasser.
D
och das ist noch lange nicht der Höhepunkt der Katastrophe. Der kam mit Einbruch der Dunkelheit.

Gegen 16:20 Uhr kam ich an der Burg an. Dort waren bereits die ersten Sandsäcke am Haupteingang über die Brücke aufgeschichtet worden.


14. Juli 2021 gegen 16:20 Uhr, die Belegschaft des Burgrestaurant hat sich auf ein normales Hochwasser eingestellt. Die Freiwillige Feuerwehr hat Sandsäcke am Haupteingang aufgeschichtet.

Herr Herrmann hatte mich schon am Vormittag auf die Maßnahmen gegen ein Hochwasser hingewiesen, die er bereits an der Tür zur Terrasse getroffen hatte.
Auf der Terrasse konnte man im Sommer gemütlich unter Sonnenschirmen im Grünen mitten im Dorfkern sitzen und es sich gut gehen lassen.

Gegenüber hatte die Feuerwehr auch schon den Wanderweg in Richtung Süden gesperrt, weil auch dort das Wasser schon über den Weg hinweg auf die anliegenden Grundstücke gelaufen war.


14. Juli 2021 gegen 16:30 Uhr, der südliche Wanderweg ist vollständig überflutet

Für gewöhnlich ist die Nims hier 60 bis 70 Zentimeter flacher und fließt links von den Sträuchern in der Bildmitte. Rechts daneben führt am Zaun der Wanderweg entlang.

Die Brücke war um 17:00 Uhr noch befahrbar, die Feuerwehr nannte jedoch schon einen Pegel, ab dem die Brücke gesperrt werden müsste.


14. Juli 2021 gegen 17:10 Uhr, wenn das Wasser auf die Brücke trifft muss sie gesperrt werden

Parallel zur Straßenbrücke, gibt es nicht ganz einen Kilometer südlich, noch eine Fußgängerbrücke über die Nims. Die ist jedoch kurz vor 17:00 Uhr schon nicht mehr erreichbar.


14. Juli 2021 kurz vor 17:00 Uhr, die Fußgängerbrücke im Nimstal liegt schon mitten im Fluss. Auch hier ist die Strömung schon so stark, dass der Versuch die Brücke zu erreichen, gefährlich geworden ist.

Dieser Entwässerungsgraben ganz in der Nähe, ist schon über die Grenzen seiner Kapazität gekommen. Das Wasser schießt jetzt über die Wiese.


14. Juli 2021 kurz vor 17:00 Uhr, der Entwässerungsgraben kann die Wassermassen nicht mehr bewältigen. Das Wasser ergießt sich unkontrolliert über die Wiese

Zurück an der Burg, hatte sich in der letzten halben Stunde noch nicht viel verändert.


14. Juli 2021 gegen 17:10 Uhr, das Wehr links neben der Burg ist fast komplett überspült

So sieht es am Wehr aus, wenn die Nims einen normalen Wasserstand hat. Einziger Unterschied: Das Wasser läuft sanft über die Kante


19. Juli 2021, das Hochwasser ist zurückgegangen. Der Durchbruch am Wehr stammt von kürzlich begonnen Bauarbeiten

I
n dem Haus links gibt es kleines Wasserkraftwerk. Vor ein paar Wochen war für Baumaßnahmen der Durchbruch im Wehr gemacht worden, um das Wasser daran vorbei zu führen und den Kanal der unter dem Haus verläuft, trocken legen zu können. Der Durchbruch war rundherum abgesperrt worden. Alles was von den Barrieren noch übrig ist, ist die weiße Plane im Vordergrund.
Der Rest wurde, vieles andere auch, vom Wasser zerstört und weggespült.

Zurück zum 14. Juli. Hier führt der nördliche Wanderweg an einem Parkplatz vorbei, in den Ort hinein und zur Burg. Auch hier war der Weg unpassierbar geworden.


14. Juli 2021 gegen 20:55 Uhr, weitere Aufnahme vom Handy. Der Wanderweg zur Burg ist abgeschnitten und steht über einen halben Meter unter Wasser. Bis jetzt ist alles noch im Rahmen

Rund eine halbe Stunde später war ich über die Anhöhe auf der ich wohne, "hinten herum" zur Burg zurück gegangen.

Auf dem folgenden Foto schwappt das Wasser schon lange über die Straßenbrücke im Ortskern hinweg. Dort hatte ich gegen 16:30 Uhr noch das Foto vom überfluteten Wanderweg nach Süden aufgenommen.


14. Juli 2021 gegen 21:35 Uhr, es führt kein Weg mehr über die Nims. Beide Seiten vom Ort sind voneinander abgeschnitten. Die Nims steigt weiter und prallt wie in einer Steilkurve gegen das Haus

Um ca. 19:00 Uhr ist die Burg zu einer Insel geworden. Auch die Schreinerei, vorne rechts im Bild, steht mitten im Fluss.
Die Nims ist inzwischen über 200 Meter breit und damit so breit wie die Saar bei normalem Wasserstand.
Mit zunehmender Gewalt schießt das Wasser an der Burg vorbei und prallt gegen das Haus, das links an der Straße steht.
Zwischen den beiden Häusern links, steht noch eine niedrige Mauer, die wie eine Bande wirkt und das Wasser leitet. Auch die wurde im weiteren Verlauf der Katastrophe beschädigt.
Ganz links ist das Wasser bereits durch die unteren Fenster ins Haus gelaufen.

Alle paar Minuten kamen Holzscheite, Paletten oder andere Dinge, wie z.B. die Bank aus dem Pavillon vorbei geschwommen.
Zum Entsetzen der machtlosen Einwohner, trieb dann auch die Brücke zur Burg vorbei, geradewegs in den Hof zwischen den Häusern.

Nun das letzte Handyfoto vom 14. Juli, kurz vor Mitternacht


14. Juli 2021 gegen Mitternacht, Das Hochwasser hat seinen Höchststand erreicht. Viele Rittersdorfer müssen heute Nacht woanders schlafen

Geradezu steht das Wasser an der Oberkante der Kellerfenster. Auch die Absperrbaken sind fast ganz im Wasser verschwunden. In alle umliegenden Häuser ist es höher hinein gelaufen, als bei irgendeinem Hochwasser vorher. Doch die Höhe allein ist nicht das Problem.
Zusammen mit der enormen Fließgeschwindigkeit, haben die Wassermassen das Hochwasser erst zur Katastrophe gemacht.

Egal mit wem ich gesprochen habe, es kann sich auch keiner der älteren Bewohner an ein derart folgenschweres Hochwasser erinnern.

Das Grundstück der Schreinerei rechts, steigt mit der Straße noch einmal rund einen Meter an. Das Wasser läuft auf der ganzen Länge unter dem Zaun heraus.
Gegen 22:00 Uhr stand ich mit einigen anderen Rittersdorfern noch vorne an den Bäumen neben der Laterne.
Alle paar Minuten mussten wir weiter zurück gehen um nicht gleich im Wasser zu stehen.

Die Höfe gegenüber, liegen noch etwas unter Straßenniveau, also auch die Eingänge der Häuser dort.
Alles was hier im Erdgeschoss lag, wurde von der braunen, schlammigen Brühe eingeschlossen und zerstört.
Was die Wassermassen und der von ihnen erzeugte Druck tatsächlich angerichtet hatten, sahen wir erst am nächsten Morgen.

Nach links geht die Bitburger Straße, die Hauptstraße ab. Auch sie war seit Stunden unpassierbar geworden. Keiner meiner Nachbarn auf der Anhöhe kam noch mit dem Auto bis hierher.

Meine Frau parkte gegen 22:45 Uhr irgendwo im Ort und lief mit hochgekrempelten Hosenbeinen durch das Wasser bis hierher.
Und das war nur deshalb noch möglich, weil hier am Rand die Geschwindigkeit der Nims wesentlich geringer war, wie im Bereich direkt an der Burg, die praktisch mitten im Strom lag.



Danach - wie Rittersdorf vorher aussah und was das Wasser angerichtet hat.

Beim erneuten Besuch vor Ort, am 19. Juli, herrschte auch unter der Brücke ein Bild der völligen Verwüstung. Wo nicht viel ist, dass kaputt gehen kann. Eigentlich.


19. Juli 2021, IR-Aufnahme des Gehwegs, von dem jetzt nur noch der Schotteruntergrund übrig ist. Der Asphalt ist etwa an der Grenze abgerissen, bis zu der das Wasser kam

Der Gehweg der direkt hinter der Unterführung wieder nach oben führt, hat keinen Asphalt mehr. Die Fluten haben ein riesiges Stück des 10cm dicken Belags in Form eines Viertelkreises abgerissen und um die Ecke getragen, als wäre es ein Pfannkuchen.
Das verbliebene Stück der abgerissenen Platte, schätze ich auf rund neun Quadratmeter. Auch der Schottergrund ist fast vollständig abgetragen worden.


19. Juli 2021, 2. IR-Aufnahme des Gehwegs mit dem großen Reststück der Asphaltdecke. 

Von oben wird noch deutlicher, welche Masse das Wasser hier bewegt hat.
Ähnlich dem ersten IR-Foto oben, zeigt auch dieses hier, wie hoch das Wasser an dieser Stelle gestiegen war. Es zeigt aber auch was alles verschwunden ist.


19. Juli 2021, Der Schotter unter dem Asphalt ist fast komplett verschwunden

Auf dieser Aufnahme wird einem die schiere Größe der Asphaltplatte so richtig bewusst. Oben ist das Verhältnis noch etwas diffus


19. Juli 2021, Ein Stück in der Größe eines Telefonbuches wiegt schon einige Kilo - was wird wohl diese riesige Platte wiegen? Das Wasser hat sie mit Leichtigkeit bewegt!

Der fehlende Rest der Asphaltdecke, wird sehr wahrscheinlich an dieser Stelle das Geländer durchschlagen haben. Auch vom Geländer fehlen Teile, die nicht mehr zu finden waren.


19. Juli 2021,
ein kleineres Stück Asphalt liegt noch hinter der Brücke. Der Rest hat offenbar hier das Geländer durchschlagen und wurde fortgespült

Das ist das letzte auffindbare Stück Asphalt


19. Juli 2021, auf der anderen Seite der Unterführung liegt das einzige weitere verbliebene Stück der Asphaltdecke des Wanderwegs. An der Stelle ist es leicht zu erkennen, wie viel davon verschwunden ist

Man findet aber auch sehr persönliche Gegenstände, die das Wasser wer weiß wie viele Kilometer mit sich gerissen hat


19. Juli 2021, wer auch immer Klaus ist, ich wünsche ihm, das er das Hochwasser ohne Schaden an Leib und Leben überstanden hat

Im Verhältnis zu der Plastikbox ist die Steinplatte daneben ein ganz anderes Kaliber. Ein Mensch müsste wirklich ernorme Kräfte haben, um die diesen Trumm zu bewegen.

Kommen wir noch einmal zum zweiten Foto zurück. Da standen zwei Bauwagen an einem Reitplatz, einer von einer Plane verdeckt.


Seit mindestens Januar 2021 standen dort die beiden Bauwagen am Reitplatz

Diesen friedlichen Anblick hat das Wasser ebenfalls vernichtet.

Am 15. Juli machten wir uns früh morgens auf, um uns die Schäden anzusehen und wenn möglich zu helfen.
Doch die meisten direkt Betroffenen hatten kaum oder gar nicht geschlafen. Ihnen steckte der Schock noch sichtlich in den Knochen. Ich hätte da auch nicht schlafen können.

Viele hatten schon in der Nacht die Gewissheit, alles verloren zu haben. Auch die Schlafzimmer vieler Menschen im Ort existierten nicht mehr. Wo hätten sie also schlafen sollen?

Und so fanden wir dann das Dorf vor, in das wir erst knapp vier Monate zuvor gezogen waren.


15. Juli 2021, gegen 7 Uhr morgens, rund fünfzig Meter vom alten Platz, lag einer der beiden Bauwagen Flussabwärts auf der Seite. Vom zweiten Wagen fehlte zunächst jede Spur! Man bedenke die Größe.


In den Resten der Einfriedung des Reitplatz, hängen wie überall die mitgerissenen Grashalme. Der Bauwagen liegt auf der Seite im zurückgehenden Wasser.


15. Juli 2021, gegen 17:15 Uhr, das Wasser geht zurück, steht aber noch immer auf der Wiese. Immer mehr Trümmer kommen zum Vorschein. Überall tauchen Sachen auf, die das Wasser mitgebracht hat.

Von oben schaut das Ganze noch etwa anders aus


15. Juli 2021, gegen 17:15 Uhr, der Bauwagen liegt nicht mehr im Wasser. Jetzt werden die Schäden sichtbar

Der zweite Bauwagen existiert nicht mehr. Am Morgen danach stand das Fahrgestell in den zurück gehenden Fluten


15. Juli 2021,
das Fahrgestell des zweiten Bauwagen stand am folgenden Morgen etwa auf der Höhe, wo am Abend zuvor noch der Pavillon gestanden hatte, im Wasser.
Der Pavillon seinerseits war zunächst verschwunden

Der Aufbau des zweiten Bauwagens war von der Strömung abgerissen worden und wurde beim Aufprall auf einen Baum völlig zerrissen. Nur die Rückwand war noch da.
 


16. Juli 2021, der Rest vom Bauwagen, die Rückwand, hängt kurz vor der Burg an einem Baum - rund 50 Meter vom Fahrgestell entfernt

Ganz in der Nähe hat es den Pavillon an einen anderen Baum getrieben


15. Juli 2021, am Morgen nach dem Hochwasser fanden wir dann auch den Pavillon.
Nachdem das Wasser am 16. Juli ganz zurück gegangen war, war der Pavillon offenbar ganz zerbrochen und in den restlichen Fluten weggespült worden.

Wie man oben sieht, war auch am 15. Juli trotz zurückgehendem Pegel noch immer eine starke Strömung vorhanden. Auf der trieb morgens gegen 7:00 Uhr ein Heuballen


15. Juli 2021, gegen 7:00 Uhr morgens trieb dieser Heuballen an uns vorbei, wie ein Eiswürfel auf einer Cola. Alleine bekommt man so ein Monster selbst im Gefälle nicht bewegt

Ob es der Heuballen war lässt sich schwer sagen, jedenfalls lag am nächsten Tag einer auf den Trümmern der Fußballtore, die vorher auf der Burgwiese standen, bzw. gelegen hatten


16. Juli 2021, die Fußballtore sind kaum noch zu erkennen. Sie sind nur noch verbogene, abgebrochene Alurohre

Überall wo das Wasser schon zurück gegangen war, waren Marken des Höchststands geblieben.


15. Juli 2021, das Wasser war am Morgen auf dem Rückweg, es stand aber noch immer überall auf den Wegen und in den Häusern

Wo im Wasser Hindernisse wie Zäune oder Bäume standen, sind ebenfalls überall leichtere Teile wie die Gras- und Getreidehalme hängen geblieben


15. Juli 2021, mit dem zurück gehenden Wasser wurde für uns zuerst nur das "Treibgut" sichtbar

Der direkte Weg zur Burg war noch immer unpassierbar. So nahmen wir zu dritt den Weg über unsere Straße oben am Hang, über den ich schon am Abend vorher gegangen war.

Jetzt bot sich uns zum ersten Mal der Anblick der Zerstörung im Ortskern.


15. Juli 2021, überall war stinkender Schlamm zurück geblieben. Langsam schauten wir uns um und trauten unseren Augen nicht, wie es um uns herum aussah.

Zuerst fiel uns auf, dass das Wasser noch weiter gestiegen war als wir es gegen Mitternacht gesehen hatten. Die Fenster am Haus links lagen gegen Mitternacht noch oberhalb der Wasserkante.
Jetzt war an dem braunen Streifen auf der Fassade deutlich zu sehen, dass es noch bis zur Mitte der Fenster gestiegen war.
Bis etwa ein Uhr war das Wasser noch gestiegen und erst gegen drei Uhr, begann der Pegel langsam wieder zu fallen.

Die Familie die hier lebte, musste also noch in der Nacht das Erdgeschoss verlassen. Sie wohnen nun in einer Notunterkunft. Alles was im Keller und im Erdgeschoss stand, ist reif für den Müll.


15. Juli 2021, da steht ein großer Teil der Habe einer Familie als Sperrmüll vor dem unbewohnbar gewordenen Haus

Bis das Haus komplett durchgetrocknet ist, ist es unbewohnbar. Es wird noch lange brauchen, bis der Gestank vom Schlamm aus dem Haus verflogen ist.
Diese Nacht wird keiner aus der Familie wieder vergessen.

Als die Brücke noch passierbar war, hatte ich mit der Mutter gesprochen. Auch sie war mit ihren Kindern erst kurz vor uns nach Rittersdorf gezogen.
Sie hatte sich darauf eingestellt, dass es eventuell einen nassen Keller geben würde. Das am Ende die Hälfte der Wohnung ruiniert wäre, hätte sie nicht geahnt.


tbc

     
             
             
 
                 
                 
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