|
Das Katastrophenhochwasser, dass über Westdeutschland und unsere Nachbarn kam |
|||||
(noch in Bearbeitung) |
||||||
14. Juli 2021 | ||||||
Schon am Vormittag regnete es so
stark, dass man innerhalb weniger Minuten im Freien klatschnass war. Das einzig friedliche und deshalb erfreuliche Bild von diesem Tag, ist dieses ![]() So wie diese, wurden alle Aufnahmen vom 14. Juli im strömenden Regen mit einer Kamerahaube, bzw. einem Handy im Zip-Beutel gemacht Gerade war ich von einem Termin nach Hause gekommen, bei dem ich mit Achim Herrmann, dem Betreiber des Restaurants in der Burg Rittersdorf, über neue Fotos für seine Webseite gesprochen hatte. Keine fünf Minuten Fußweg hatten gereicht und mir tropfte das Wasser aus den Hosenbeinen. Da war es kurz nach halb zwölf und es ahnte noch niemand, was im Laufe des Tages auf uns zu kommen würde. Ich mache es nicht extra spannend - das hier ist keine Geschichte. Ich gebe der Reihe nach wieder was passiert ist und was ich gesehen und fotografiert habe. Von unserem Balkon aus habe ich einen tollen Blick auf das Nimstal, eine wunderschöne Aussicht - eigentlich. Geradezu kann man zwischen den Bäumen das Wasser sehen. An der Stelle ist die Nims etwa drei, vier Meter breit und ein ganz normaler, schmaler Fluss. Bis zur Oberkante des Flussbettes sind es da um die 30 Zentimeter.
Gegen zwölf Uhr sah ich dann, dass der Abstand zwischen der Nims und der
Uferkante verschwunden war.
Als Nächstes wollte ich mir die Unterführung eines Wanderwegs
anschauen, der ganz in der Nähe die Landstraße L5 kreuzt.
Allein die Lautstärke war unglaublich, etwa so wie an einem kleinen Wasserfall. Man stelle sich vor, dass es auf dem langen Weg nach Rittersdorf überall
solche Entwässerungsgräben gibt, die bei starkem Regen die Nims speisen.
![]() 19. Juli 2021, es steht nur noch eine harmlose Pfütze im Entwässerungsgraben, es fließt kein Wasser mehr nach. Hier herrscht wieder Stille Etwa zweihundert Meter hinter dem Entwässerungsgräben, liegt auf dem Weg die Unterführung. Die war schon lange nicht mehr passierbar. Hier traf die Nims auf eine Engstelle. Das Wasser stieg rasch an und die Fließgeschwindigkeit nahm zu, um danach förmlich auf die Wiesen hinter der Brücke zu explodieren.
Der Baum, der hinter dem Geländer in der Nims steht, stand vorher am Ufer,
jetzt liegt er in der Nims. Der Wasserdruck hat seinen Wurzelteller aus
dem Grund gespült und ihn gefällt.
Gegen 16:00 Uhr reichte das Wasser unter der Brücke schon bis weit auf den Wanderweg, der auf beiden Seiten deutlich ansteigt, siehe
unten. ![]() 19. Juli 2021, die Birken am Ufer zeigen deutliche Spuren von den Trümmern, die ihnen im Vorbeischwimmen die Rinde abgerissen haben. Am Boden ist die Schneise vom Wasserdruck noch gut zu erkennen Zurück zum 14. Juli Hier scheint alles noch friedlich zu sein.
Doch das täuscht. Die weißen Gischtkronen auf der braunen Brühe sprechen eine deutliche Sprache. Das Wasser hatte schon jetzt eine gewaltige Strömung und auch der Eindruck täuschte, dass die Nims nur ein wenig über die Ufer getreten sei. Tatsächlich reichte das Wasser schon weiter als man sehen konnte. Auf den
Wiesen hatte es den Grund aufgeweicht, war aber zwischen den Halmen kaum zu
sehen, weil diese in Bögen über dem Boden lagen.
Beim Laufen sank ich mit den Füßen überraschend tief in das Grün ein. Der
Boden war auf der ganzen Fläche zu einem zähen Brei geworden.
etwa viereinhalb Stunden später hat sich das harmlose Hochwasser in einen reißenden Fluss verwandelt:
Rechnet man die Distanz bis auf die normale Höhe zusammen, also
das sanfte Gefälle der Wiese dazu, hat die Nims hier bereits 2,20 bis
2,40m Hochwasser. ![]() 14. Juli 2021 gegen 16:20 Uhr, die Belegschaft des Burgrestaurant hat sich auf ein normales Hochwasser eingestellt. Die Freiwillige Feuerwehr hat Sandsäcke am Haupteingang aufgeschichtet. Auf der Terrasse konnte man im Sommer gemütlich unter Sonnenschirmen im Grünen mitten im Dorfkern sitzen und es sich gut gehen lassen. Gegenüber hatte die Feuerwehr auch schon den Wanderweg in Richtung Süden gesperrt, weil auch dort das Wasser schon über den Weg hinweg auf die anliegenden Grundstücke gelaufen war. ![]() 14. Juli 2021 gegen 16:30 Uhr, der südliche Wanderweg ist vollständig überflutet Die Brücke war um 17:00 Uhr noch befahrbar, die Feuerwehr nannte jedoch schon einen Pegel, ab dem die Brücke gesperrt werden müsste. ![]() 14. Juli 2021 gegen 17:10 Uhr, wenn das Wasser auf die Brücke trifft muss sie gesperrt werden ![]() 14. Juli 2021 kurz vor 17:00 Uhr, die Fußgängerbrücke im Nimstal liegt schon mitten im Fluss. Auch hier ist die Strömung schon so stark, dass der Versuch die Brücke zu erreichen, gefährlich geworden ist. Dieser Entwässerungsgraben ganz in der Nähe, ist schon über die Grenzen seiner Kapazität gekommen. Das Wasser schießt jetzt über die Wiese. ![]() 14. Juli 2021 kurz vor 17:00 Uhr, der Entwässerungsgraben kann die Wassermassen nicht mehr bewältigen. Das Wasser ergießt sich unkontrolliert über die Wiese Zurück an der Burg, hatte sich in der letzten halben Stunde noch nicht viel verändert. ![]() 14. Juli 2021 gegen 17:10 Uhr, das Wehr links neben der Burg ist fast komplett überspült So sieht es am Wehr aus, wenn die Nims einen normalen Wasserstand hat. Einziger Unterschied: Das Wasser läuft sanft über die Kante ![]() 19. Juli 2021, das Hochwasser ist zurückgegangen. Der Durchbruch am Wehr stammt von kürzlich begonnen Bauarbeiten In dem Haus links gibt es kleines Wasserkraftwerk. Vor ein paar Wochen war für Baumaßnahmen der Durchbruch im Wehr gemacht worden, um das Wasser daran vorbei zu führen und den Kanal der unter dem Haus verläuft, trocken legen zu können. Der Durchbruch war rundherum abgesperrt worden. Alles was von den Barrieren noch übrig ist, ist die weiße Plane im Vordergrund. Der Rest wurde, vieles andere auch, vom Wasser zerstört und weggespült. Zurück zum 14. Juli. Hier führt der nördliche Wanderweg an einem Parkplatz vorbei, in den Ort hinein und zur Burg. Auch hier war der Weg unpassierbar geworden. ![]() 14. Juli 2021 gegen 20:55 Uhr, weitere Aufnahme vom Handy. Der Wanderweg zur Burg ist abgeschnitten und steht über einen halben Meter unter Wasser. Bis jetzt ist alles noch im Rahmen Auf dem folgenden Foto schwappt das Wasser schon lange über die Straßenbrücke im Ortskern hinweg. Dort hatte ich gegen 16:30 Uhr noch das Foto vom überfluteten Wanderweg nach Süden aufgenommen.
Um ca. 19:00 Uhr ist die Burg zu einer Insel geworden. Auch die Schreinerei, vorne rechts im Bild, steht mitten im Fluss. Die Nims ist inzwischen über 200 Meter breit und damit so breit wie die Saar bei normalem Wasserstand. Mit zunehmender Gewalt schießt das Wasser an der Burg vorbei und prallt gegen das Haus, das links an der Straße steht. Zwischen den beiden Häusern links, steht noch eine niedrige Mauer, die wie eine Bande wirkt und das Wasser leitet. Auch die wurde im weiteren Verlauf der Katastrophe beschädigt. Ganz links ist das Wasser bereits durch die unteren Fenster ins Haus gelaufen. Alle paar Minuten kamen Holzscheite, Paletten oder andere Dinge, wie z.B. die Bank aus dem Pavillon vorbei geschwommen. Zum Entsetzen der machtlosen Einwohner, trieb dann auch die Brücke zur Burg vorbei, geradewegs in den Hof zwischen den Häusern. Nun das letzte Handyfoto vom 14. Juli, kurz vor Mitternacht ![]() 14. Juli 2021 gegen Mitternacht, Das Hochwasser hat seinen Höchststand erreicht. Viele Rittersdorfer müssen heute Nacht woanders schlafen Zusammen mit der enormen Fließgeschwindigkeit, haben die Wassermassen das Hochwasser erst zur Katastrophe gemacht. Egal mit wem ich gesprochen habe, es kann sich auch keiner der älteren Bewohner an ein derart folgenschweres Hochwasser erinnern. Das Grundstück der Schreinerei rechts, steigt mit der Straße noch einmal rund einen Meter an. Das Wasser läuft auf der ganzen Länge unter dem Zaun heraus. Gegen 22:00 Uhr stand ich mit einigen anderen Rittersdorfern noch vorne an den Bäumen neben der Laterne. Alle paar Minuten mussten wir weiter zurück gehen um nicht gleich im Wasser zu stehen. Die Höfe gegenüber, liegen noch etwas unter Straßenniveau, also auch die Eingänge der Häuser dort. Alles was hier im Erdgeschoss lag, wurde von der braunen, schlammigen Brühe eingeschlossen und zerstört. Was die Wassermassen und der von ihnen erzeugte Druck tatsächlich angerichtet hatten, sahen wir erst am nächsten Morgen. Nach links geht die Bitburger Straße, die Hauptstraße ab. Auch sie war seit Stunden unpassierbar geworden. Keiner meiner Nachbarn auf der Anhöhe kam noch mit dem Auto bis hierher. Meine Frau parkte gegen 22:45 Uhr irgendwo im Ort und lief mit hochgekrempelten Hosenbeinen durch das Wasser bis hierher. Und das war nur deshalb noch möglich, weil hier am Rand die Geschwindigkeit der Nims wesentlich geringer war, wie im Bereich direkt an der Burg, die praktisch mitten im Strom lag. Beim erneuten Besuch vor Ort, am 19. Juli, herrschte auch unter der
Brücke ein Bild der
völligen Verwüstung. Wo nicht viel ist, dass kaputt gehen kann.
Eigentlich.
Der Gehweg der direkt hinter der Unterführung wieder nach oben führt, hat
keinen Asphalt mehr. Die Fluten haben ein riesiges Stück des 10cm dicken
Belags in Form eines Viertelkreises abgerissen und um die Ecke getragen,
als wäre es ein Pfannkuchen.
Von oben wird noch deutlicher, welche Masse das Wasser hier bewegt hat.
![]() 19. Juli 2021, Der Schotter unter dem Asphalt ist fast komplett verschwunden Auf dieser Aufnahme wird einem die schiere Größe der Asphaltplatte so richtig bewusst. Oben ist das Verhältnis noch etwas diffus ![]() 19. Juli 2021, Ein Stück in der Größe eines Telefonbuches wiegt schon einige Kilo - was wird wohl diese riesige Platte wiegen? Das Wasser hat sie mit Leichtigkeit bewegt! Der fehlende Rest der Asphaltdecke, wird sehr wahrscheinlich an dieser Stelle das Geländer durchschlagen haben. Auch vom Geländer fehlen Teile, die nicht mehr zu finden waren.
Das ist das letzte auffindbare Stück
Asphalt ![]() 19. Juli 2021, auf der anderen Seite der Unterführung liegt das einzige weitere verbliebene Stück der Asphaltdecke des Wanderwegs. An der Stelle ist es leicht zu erkennen, wie viel davon verschwunden ist Man findet aber auch sehr persönliche Gegenstände, die das Wasser wer weiß wie viele Kilometer mit sich gerissen hat ![]() 19. Juli 2021, wer auch immer Klaus ist, ich wünsche ihm, das er das Hochwasser ohne Schaden an Leib und Leben überstanden hat Im Verhältnis zu der Plastikbox ist die Steinplatte daneben ein ganz anderes Kaliber. Ein Mensch müsste wirklich ernorme Kräfte haben, um die diesen Trumm zu bewegen. Kommen wir noch einmal zum zweiten Foto zurück. Da standen zwei Bauwagen an einem Reitplatz, einer von einer Plane verdeckt.
Diesen friedlichen Anblick hat das Wasser ebenfalls vernichtet.
In den Resten der Einfriedung des Reitplatz, hängen wie überall
die mitgerissenen Grashalme. Der Bauwagen liegt auf der Seite im
zurückgehenden Wasser.
Von oben schaut das Ganze noch etwa anders aus
Der zweite Bauwagen existiert nicht
mehr. Am Morgen danach stand das Fahrgestell in den zurück gehenden Fluten ![]() 15. Juli 2021, das Fahrgestell des zweiten Bauwagen stand am folgenden Morgen etwa auf der Höhe, wo am Abend zuvor noch der Pavillon gestanden hatte, im Wasser. Der Pavillon seinerseits war zunächst verschwunden Der Aufbau des zweiten Bauwagens war von der Strömung abgerissen worden und wurde beim Aufprall auf einen Baum völlig zerrissen. Nur die Rückwand war noch da. ![]() 16. Juli 2021, der Rest vom Bauwagen, die Rückwand, hängt kurz vor der Burg an einem Baum - rund 50 Meter vom Fahrgestell entfernt Ganz in der Nähe hat es den Pavillon
an einen anderen Baum getrieben ![]() 15. Juli 2021, am Morgen nach dem Hochwasser fanden wir dann auch den Pavillon. Nachdem das Wasser am 16. Juli ganz zurück gegangen war, war der Pavillon offenbar ganz zerbrochen und in den restlichen Fluten weggespült worden. Wie man oben sieht, war auch am 15. Juli trotz zurückgehendem Pegel
noch immer eine starke Strömung vorhanden. Auf der trieb morgens gegen
7:00 Uhr ein Heuballen ![]() 15. Juli 2021, gegen 7:00 Uhr morgens trieb dieser Heuballen an uns vorbei, wie ein Eiswürfel auf einer Cola. Alleine bekommt man so ein Monster selbst im Gefälle nicht bewegt Ob es der Heuballen war lässt sich schwer sagen, jedenfalls lag am nächsten Tag einer auf den Trümmern der Fußballtore, die vorher auf der Burgwiese standen, bzw. gelegen hatten ![]() 16. Juli 2021, die Fußballtore sind kaum noch zu erkennen. Sie sind nur noch verbogene, abgebrochene Alurohre Überall wo das Wasser schon zurück
gegangen war, waren Marken des Höchststands geblieben. ![]() 15. Juli 2021, das Wasser war am Morgen auf dem Rückweg, es stand aber noch immer überall auf den Wegen und in den Häusern Wo im Wasser Hindernisse wie Zäune oder Bäume standen, sind ebenfalls überall leichtere Teile wie die Gras- und Getreidehalme hängen geblieben ![]() 15. Juli 2021, mit dem zurück gehenden Wasser wurde für uns zuerst nur das "Treibgut" sichtbar Jetzt bot sich uns zum ersten Mal der Anblick der Zerstörung im Ortskern. ![]() 15. Juli 2021, überall war stinkender Schlamm zurück geblieben. Langsam schauten wir uns um und trauten unseren Augen nicht, wie es um uns herum aussah. Zuerst fiel uns auf, dass das Wasser noch weiter gestiegen war als wir es gegen Mitternacht gesehen hatten. Die Fenster am Haus links lagen gegen Mitternacht noch oberhalb der Wasserkante. Jetzt war an dem braunen Streifen auf der Fassade deutlich zu sehen, dass es noch bis zur Mitte der Fenster gestiegen war. Bis etwa ein Uhr war das Wasser noch gestiegen und erst gegen drei Uhr, begann der Pegel langsam wieder zu fallen. Die Familie die hier lebte, musste also noch in der Nacht das Erdgeschoss verlassen. Sie wohnen nun in einer Notunterkunft. Alles was im Keller und im Erdgeschoss stand, ist reif für den Müll. ![]() 15. Juli 2021, da steht ein großer Teil der Habe einer Familie als Sperrmüll vor dem unbewohnbar gewordenen Haus Bis das Haus komplett durchgetrocknet ist, ist es unbewohnbar. Es wird noch lange brauchen, bis der Gestank vom Schlamm aus dem Haus verflogen ist. Diese Nacht wird keiner aus der Familie wieder vergessen. Als die Brücke noch passierbar war, hatte ich mit der Mutter gesprochen. Auch sie war mit ihren Kindern erst kurz vor uns nach Rittersdorf gezogen. Sie hatte sich darauf eingestellt, dass es eventuell einen nassen Keller geben würde. Das am Ende die Hälfte der Wohnung ruiniert wäre, hätte sie nicht geahnt. tbc |
||||||
Seiten | meine Bilder | Fotografen | ||||||
Sitemap | Flickr | Stephan Wiesner | ||||||
Startseite | Pavel Kaplun | |||||||
über fodronix | Marilyn Bridges | |||||||
Galerie | ||||||||
Reportagen | ||||||||
Kontakt | ||||||||
Impressum & § | ||||||||
Archiv | ||||||||
![]() |
||||||||
2021 - 2024 Thomas Scholer Fodronix |